Die Schwanenreligion

Der Glaube

Der Schwanenglaube beruht auf der Annahme, dass aus dem anfänglichen Nichts ein Gedanke geschaffen wurde, der sich ausbreitete und das Wasser des Lebens hervorbrachte, aus dem der See des Lebens entstand. Aus diesem See tauchte dann der Eine Schwan auf und schüttelte das Wasser von seinem strahlenden Gefieder, so dass die Tropfen im Nichts schimmerten. Der Eine Schwan gebar dann das Weltenei, dass auf dem See des Lebens schwimmt und auf dem vielgestaltiges Leben, darunter auch der Mensch, entstand. Als es so im Dämmerlicht der Sterne daher schwamm, opferte der Schwan sein linkes, goldenes Auge und setzte es an den Himmel über das Weltenei.
Der Eine Schwan wird deswegen so genannt um daran zu erinnern, dass alles Leben aus dem Einen Gedanken entstand. Aber nur den Menschen war dies bewusst und sie dankten dem Schwan dafür. Dies sah der Schwan und schenkte ihnen Seelen, so dass sie die Eine Wahrheit erkannten und wissend wurden.
Doch das friedliche, freie Leben zog Dämonen an, die die Menschheit mit Krieg überzogen und versklavten. Die Menschen und ihre Seelen vielen daraufhin in eine Art Schlaf und sie vergaßen fast alles und wurden unwissend.
Es gab jedoch eine kleine Gruppe von Menschen, die schon eine so hohe Bewusstseinsstufe erreicht hatten, dass sie vor dem Fall geschützt waren. Sie beteten zum Einen Schwan um Hilfe und er erklärte ihnen, dass er eine Seele schicken werde, die die Lehre des Schwans wieder verbreitet und mit der zusammen sie die Menschen von dem schrecklichen Leiden der Dämonenherrschaft erlösen können. Außerdem opferte er sein rechtes, silbernes Auge und setzte es an den durch die Dämonen geschaffenen Nachthimmel, auf dass die Menschen wieder Kraft und Hoffnung schöpften.
Mit der Hilfe des Erlösers und ihrer Liebe zum Schwan, drängten die Menschen die Dämonen zurück und wurden auf den Pfad des Erwachens geführt und ihr Wissen um die Welt und die Wahrheit nahm wieder zu.
Aus Dank feierten sie unter der Führung des Erlösers ein Mahl mit Eiern, als Symbol für das Weltenei, auf dem alles Leben entstanden war. Dabei verkündete der Erlöser das Glaubensbekenntnis der Schwanenreligion. Jedoch waren noch nicht alle Dämonen von dieser Welt vertrieben und noch nicht die ganze Menschheit aufgewacht, so dass das Wissen und die Lehre des Schwanenglaubens auch weiterhin verbreitet werden muss, wodurch sich die starke Missionstätigkeit der Schwanenpriester erklärt.

Die Lehre

Aus dem durch die Dämonenherrschaft erlebten leitete der Erlöser vier edle Wahrheiten ab:
1. Das  wahre Wesen des Menschen liegt jenseits der leidvollen Welt
2. Der Ursprung des Leidens ist das Begehren nach der körperlichen Welt
3. Die Befreiung vom Leiden besteht in der Abschaffung des Unwissens
4. Der achtfache Pfad zeigt den Weg der Erlösung vom Leid:
     ◦ Die Rechte Anschauung die Dinge zu durchschauen und die Wahrheit zu erkennen
     ◦ Das Rechte Denken der Ablegung der Habgier, des Eigennutzes, des Zorns und der bösen Gesinnung
     ◦ Das Rechte Sprechen der Wahrheit und des Bewussten
     ◦ Das Rechte Handeln des Friedens
     ◦ Das Rechte Leben der Einhaltung der anderen Gebote
     ◦ Das Rechte Bemühen um die ständige Erweiterung des Wissens
     ◦ Die Rechte Besinnung auf die Lehre und Wachsamkeit
     ◦ Die Rechte Konzentration zur Einheit
Diese Gebote sollen dem Menschen und seiner Seele zur Erlösung und vollen Erkenntnis über das wahre Wesen seiner selbst und der Welt verhelfen.
Diese Lehre bestimmt das Leben und Verhalten der Schwanengläubigen, Priester und Mönche. Nicht jeder Mönch wird zum Priester ausgebildet, es geschieht immer nur auf eigenen Wunsch, so dass in Angor viele einfache Mönche oder Zauberlehrlinge sind.
Das Leben der Priester und Mönche wird geleitet von einer Askese und dem Gebet in Form einer Meditation. Durch diese Meditation versuchen sie Zugang zu dem göttlichen in ihnen selbst und dadurch die Erlösung der Seele und die Erleuchtung zu erlangen.
Schwanengläubige handeln nach dem Gebot der Nächstenliebe uneigennützig und immer friedlich, es sei denn es geht um die Bekämpfung von Dämonen. Eigentlich besagt die Lehre, dass man sie pazifistisch mit der Liebe des Einen bekämpfen soll, aber dies ist ja nicht immer so einfach. Wegen diesem "Notstand" entwickelte sich im Laufe der Jahrhunderte eine Art Ordensritterschaft, die aus Dämonenjägern besteht und solche ausbildet. Sie hat ihren Hauptsitz am Schwanenturm in der Alten Mark.
Die Schwanenpriester und Mönche versuchen zum einen viel Wissen zu sammeln und festzuhalten und zum anderen es zu verbreiten, da sie ja das Unwissen in der Welt abschaffen wollen. Daraus ergibt sich die Gründung von Schulen und Bibliotheken. Die größte und älteste befindet sich in dem Kloster von Angor.
Außerdem wird bei ihnen die Zauberei hoch angesehen und gelehrt, da sie ihrem Glauben nach Erkenntnisse über die wahre Beschaffenheit der Welt vermittelt und sie zum Erwachen der Menschen und ihrer Seelen beitragen kann. Natürlich ist man sich des schwarzmagischen Gegensatzes und möglichen Missbrauchs bewusst, deswegen wird sie immer mit größter Vorsicht gelehrt. So ist vor allem die Beschwörung von Dämonen eine absolute Todsünde. Bevor aber ein Schwarzmagier auf das härteste bestraft wird, versuchen sie ihm seine Fehler klar zu machen und ihn auf den Rechten Pfad zurückzubringen. Daher steht in Westberg auf Dämonenbeschwörung die Todesstrafe, jedoch nicht ohne ordentliches, meist in Anwesenheit eines Priesters durchgeführtes, Gerichtsverfahren.
Die Kleidung der Priester und Mönche besteht aus einer Kutte und ist immer in weiß gehalten, da sie an das weiße Schwanengefieder und die Reinheit erinnern soll. Ausgebildete Priester tragen oft und immer zu den Kulthandlungen einen Überwurf, auf dem ein Schwan abgebildet ist.

Die Kulthandlungen

Alle Kulthandlungen werden des Nachts verrichtet, da die Zeichen, die der Eine Schwan in die dämonische Dunkelheit setzte, gut zu sehen sind. Die Wassertropfen des Schwanengefieders stehen funkelnd am Himmel und das silberne Auge erinnert an die Erlösung von den Dämonen (dieser "Mondkult" ist auch der Grund dafür, dass die Schwanenreligion in Westberg so schnell Fuß fasste, denn in dem Glauben an die Alten Mächte wird ebenfalls der Mond verehrt). In den Kulthandlungen wird ausschließlich der Eine Schwan verehrt, dabei wird dem Erlöser gedacht und gedankt. In Westberg wird St. Anthony nur in das Gebet mit eingeschlossen, einen Kult der Heiligenverehrung gibt es nicht.

Das Eiermahl
Das Ei steht allgemein in der Schwanenreligion als Symbol für die ursprüngliche Entstehung des Lebens. Darum werden im Eiermahl zur Erinnerung an den Ursprung und die Erlösung Eier vom Priester geschält und verzehrt. Sie werden unter den Anwesenden aufgeteilt, indem jeder ein Stück abbeißt. Außerdem gibt der Priester einen Kelch mit dem klaren „Wasser des Lebens“ (Weihwasser) herum, von dem jeder einen Schluck trinkt. Das Eiermahl wird immer bei Vollmond gefeiert. Während der Priester zwischen den Worten das Ei und den Kelch an die nächste Person weitergibt, werden vom Priester folgende Worte gesprochen:
"Und so lasst uns nun das Ei brechen, wie es uns der Erlöser gelehret hat - Das Weltenei - für euch erschaffen - von dem Einen Schwan - der sein Auge gab - um uns zu erlösen."

Das Glaubenbekenntnis

Das Glaubensbekenntnis wird immer nach dem Eiermahl von allen Anwesenden aufgesagt, es kann aber auch nach den anderen Kulthandlungen aufgesagt werden. Es lautet:
"Oh himmlischer Schwan, gebenedeit seien deine Schwingen
und deine Augen, die das Weltenei erleuchten und über uns wachen.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von den Dämonen.
Dein Wille geschehe, wie vor dem Fall, so auch heute.
Du bist der Eine und die Erleuchtung in Ewigkeit. -
Im Gedenken an den Einen Schwan und den Erlöser."

Die Taufe
Bei der Taufe geht es darum, dass der Mensch mit dem "Wasser des Lebens" gewaschen wird, um ihn von der körperlichen Welt zu reinigen und in ihm die Erinnerung an den Ursprung zu erwecken, die ihn auf den Pfad der Erleuchtung bringen soll. Deswegen wird die Taufe meisten schon bei Säuglingen durchgeführt. Dabei werden folgende Worte gesprochen:
"Ich taufe dich in Namen des Einen Schwans - der ist der Ursprung, die Erlösung und Erleuchtung."

Die Beichte
Die Beichte findet meistens in einem Gespräch zwischen dem Beichtenden und einem Priester statt. Die Beichte soll dem Menschen seine Fehler vor Augen führen und ihm Erkenntnis bringen, daher ist der Priester als Wissender und Gelehrter der ideale Beichtpartner, aber diese Rolle kann zum Beispiel auch ein Freund übernehmen. Danach spricht der Beichtvater:
"Hebe dich auf und gehe in Frieden, auf das dir all dein falsches Tun vergeben ist, damit du auf dem rechten Pfad wandelst und Erleuchtung erlangst."

Der Segen
Der Segen wird zum Abschluss einer Messe gesprochen und soll die Seele gegen das Vergessen stärken und ihr und damit der Welt Frieden bringen. Der Segen lautet:
"Der Schwan möge euch erleuchten und gebe euch seinen Frieden."